Von Pastis und Pferdewetten: Martins Abenteuer in der Welt der PMU-Bars
Martin, ein 35-jähriger Deutscher aus Hamburg, lebt seit sieben Jahren in Lyon und dachte, er hätte die französische Kultur inzwischen völlig durchschaut. Er liebt das Baguette, ist zum Fan von Camembert geworden und sogar sein Französisch ist mittlerweile so gut, dass er im Supermarkt zumindest halbwegs erfolgreich nach dem richtigen Rotwein fragt. Aber eines hatte Martin bisher nie so richtig verstanden: die magische Welt der PMU-Bars und den legendären Aperitif, den die Franzosen so zelebrieren.
2. Der Pastis-Schock
3. Martins erster Wettschein
4. Die Philosophie des Aperos
Eines schönen Freitagnachmittags beschloss Martin, sich endlich der mystischen Welt der PMU-Bars zu stellen. Sein französischer Freund Julien, ein eingefleischter PMU-Besucher, hatte ihm wochenlang davon erzählt, wie spannend es sei, auf Pferderennen zu wetten und dabei einen Aperitif zu genießen. „Komm schon, Martin“, hatte Julien ihn überredet. „Es ist Zeit, dass du die wahre französische Kultur erlebst!“
Also betrat Martin leicht nervös eine kleine Bar PMU im Herzen von Lyon. Die Atmosphäre war, sagen wir, „rustikal“: Ein paar ältere Herren saßen an der Theke und diskutierten lautstark über das nächste große Pferderennen. Ein Barkeeper, dessen Schnurrbart in seiner eigenen Liga spielte, begrüßte Martin mit einem prüfenden Blick. „Ein Bier?“, fragte er mit der gleichen Skepsis, mit der ein französischer Gourmet über deutsches Essen sprechen würde. Martin nickte unsicher, während Julien ihn verspielt in die Seite stupste. „Willkommen in deiner ersten PMU-Bar, mein Freund!“
Julien bestand darauf, dass Martin nicht einfach nur ein Bier trinken könne. „Non, non, non! Du musst einen Pastis probieren. Das ist der einzig wahre Aperitif!“ Martin hatte schon von diesem mysteriösen Getränk gehört, aber als ihm der Barkeeper ein Glas mit einer trüben, gelblichen Flüssigkeit hinstellte, musste er erst einmal schlucken. „Das sieht aus wie… äh… ein Experiment aus dem Chemieunterricht“, murmelte er und erntete ein breites Grinsen von Julien.
„Das ist Anis, mein Freund! Ein bisschen Wasser dazu, et voilà!“ Julien goss mit einer dramatischen Geste Wasser in das Glas, und die Flüssigkeit wurde milchig-weiß. Martin nahm vorsichtig einen Schluck und… war überwältigt. Der Geschmack war so intensiv, dass ihm fast die Tränen kamen. „Warum schmeckt das nach Süßholz und Ouzo?“, fragte er schockiert, während Julien lachte. „Das ist der Zauber des Pastis! Man gewöhnt sich daran – oder auch nicht.“
Nach dem Pastis-Abenteuer war es Zeit für die nächste Herausforderung: eine Wette auf ein Pferderennen. „Es ist ganz einfach“, erklärte Julien und schob Martin einen Wettschein und einen Kugelschreiber zu. „Du wählst einfach ein Pferd aus, und dann hoffen wir, dass es gewinnt!“ Martin fühlte sich, als würde er eine Abschlussprüfung in Mathematik schreiben. Auf den Bildschirmen liefen Videos von Pferden, und die Namen der Favoriten klangen für ihn wie eine Kombination aus mittelalterlichen Königen und Pokémon-Figuren: „Eclair de Feu“, „Joyeux Mirage“ und „Roi du Vent“.
„Okay, ich nehme ‘Joyeux Mirage’, das klingt vielversprechend“, sagte Martin und gab seinen Schein ab. Die Spannung im Raum stieg, als das Rennen begann. Die älteren Herren feuerten ihre Favoriten lautstark an, und Martin merkte, wie sein Herz schneller schlug. „Lauf, Joyeux Mirage, lauf!“, brüllte er, als wäre er selbst Jockey. Doch am Ende kam sein Pferd nur auf den vierten Platz, und Martin zuckte mit den Schultern. „Nun ja, zumindest habe ich es versucht!“
Nach dem aufregenden Rennen setzte sich Martin wieder an die Theke und ließ den Tag Revue passieren. „Weißt du, was ich an dieser ganzen Aperitif-Kultur liebe?“, sagte Julien, während er sein Glas Pastis schwenkte. „Es geht nicht darum, zu gewinnen oder zu verlieren. Es geht um das Beisammensein, um die kleinen Freuden des Lebens.“ Martin musste lachen. „Also ist der Apero einfach eine Ausrede, um zu trinken und laut über Pferderennen zu diskutieren?“ Julien nickte weise. „Ganz genau! Aber das macht es so besonders.“
Martin schaute sich in der Bar um und sah, wie die Menschen lachten, sich über die besten Pferde stritten und Geschichten aus ihrem Leben erzählten. Er nahm einen weiteren vorsichtigen Schluck von seinem Pastis und dachte: Vielleicht hatte er die Franzosen doch endlich verstanden. Das Leben ist manchmal wie ein Pferderennen – unberechenbar und chaotisch. Aber solange man es mit einem guten Freund und einem Glas Pastis erleben kann, ist alles halb so wild.
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Olivier