Wie Jana das Apéro lieben lernte: Eine deutsche Reise durch den französischen Apéritif
Seit zehn Jahren lebt Jana nun schon in Bordeaux. Sie kam damals aus Hamburg, mit nur einer Handvoll Französischvokabeln und einem leicht überforderten Gesichtsausdruck – typisch für eine Auswanderin, die sich in eine neue Kultur einfinden muss. Heute, zehn Jahre später, kann Jana über diese anfänglichen Missgeschicke nur lachen. Doch eine Sache hat sie von Anfang an in ihren Bann gezogen: das französische Apéro. Ihre erste Begegnung mit dieser Tradition war – gelinde gesagt – ein Abenteuer. Aber lasst mich euch die Geschichte erzählen...
2. Der Kampf mit dem Pastis
3. Das Käseplateau des Schreckens
4. Heute ist Jana eine Apéro-Expertin
Janas erster Apéro war eine Mischung aus Staunen und völliger Verwirrung. „Es war ein Dienstagabend“, erinnert sich Jana. Sie war von einer Kollegin, Chloé, in eine kleine Weinbar im Stadtzentrum eingeladen worden. „Ich dachte, wir treffen uns einfach auf ein Bier“, erzählt sie, „aber dann standen da auf einmal 15 verschiedene Snacks auf dem Tisch.“ In Hamburg war sie gewohnt, ein Bier mit einem Butterbrot zu kombinieren – ganz pragmatisch. Aber hier, in Bordeaux, war das Apéro eine Wissenschaft.
„Die Franzosen haben sich mit einer Ehrfurcht auf das Essen gestürzt, als wäre es ein heiliger Ritus“, lacht Jana. Es gab Pastis, kleine Canapés, Oliven und Tapenade. Und alle, wirklich alle, machten sich über das Essen und die Getränke her, während sie über den Tag und das Leben plauderten. „Ich wusste nicht, ob ich überhaupt in der Lage wäre, danach noch zu Abend zu essen“, gesteht sie und lacht.
Das nächste Highlight an diesem Abend war der Pastis – ein Getränk, das Jana bis dahin nicht kannte. „Chloé hatte mich gewarnt: ‚Das schmeckt nach Lakritz‘“, erinnert sie sich. „Ich dachte, wie schlimm kann es schon sein?“ Sie nahm also einen großen Schluck – und es war eine Achterbahnfahrt der Geschmacksknospen. Der Anisgeschmack brannte sich in ihren Gaumen ein, und Jana versuchte tapfer, nicht das Gesicht zu verziehen.
Die Franzosen um sie herum lachten herzlich. „Es war, als hätte ich den ersten Initiationsritus bestanden“, meint Jana schmunzelnd. Heute weiß sie: Pastis ist eine Kunst. Man muss ihn mit der richtigen Menge Wasser verdünnen, um ihn zu genießen. Aber damals, als Pastis-Neuling, fühlte sich Jana wie ein tapferer Krieger im Kampf gegen den anstrengendsten Geschmack ihres Lebens.
Nach dem Pastis-Abenteuer dachte Jana, es könnte nicht schlimmer kommen – bis das Käseplateau serviert wurde. „In Deutschland war ich immer der Gouda-Typ“, erklärt Jana. Aber hier wurde sie mit Roquefort, Munster und einer seltsamen Ziegenkäsesorte konfrontiert, die sie nur als „die Hölle in Weiß“ beschreibt. „Ich habe versucht, einen Käse zu essen, ohne die Nase zu rümpfen, und habe dann so viel Baguette dazu gegessen, dass ich fast platzte“, erzählt sie lachend.
Die Franzosen um sie herum genossen die Aromen, während Jana sich mit mutigen Experimenten durch das Käseplateau kämpfte. „Es war ein Test der Sinne“, meint sie. Doch diese Herausforderung hat sich gelohnt, denn heute liebt sie Ziegenkäse – und hat gelernt, dass Bordeaux und Käse eine unschlagbare Kombination sind.
Heutzutage hat sich Jana zu einer wahren Apéro-Expertin entwickelt. Sie hat ihre eigenen Lieblingsrezepte und weiß, wie man die perfekte Mischung aus Snacks und Getränken präsentiert. Ihre Freunde nennen sie liebevoll die „Apéro-Queen“, und ihre deutschen Besucher sind stets beeindruckt, wenn Jana ihnen das „Savoir Vivre“ der Franzosen näherbringt.
„Man muss die Sache entspannt angehen“, sagt Jana. „Das Wichtigste ist, den Moment zu genießen und sich nicht zu sehr zu stressen.“ Ihr Lieblingsgetränk? Ein gut gekühlter Rosé, natürlich mit ein paar gesalzenen Nüssen und einer Schale schwarzer Oliven. Sie liebt es, neue Kombinationen auszuprobieren, und manchmal, wenn sie sich abenteuerlich fühlt, wagt sie sich sogar wieder an den Pastis – aber immer mit einem Schmunzeln.
So hat Jana das Apéro für sich entdeckt – eine Institution, die sie zuerst überforderte, die aber inzwischen zu ihrem täglichen Leben gehört. Und wenn sie zurückdenkt, kann sie sich ein Leben ohne diese entspannte, geschmackvolle Tradition nicht mehr vorstellen.
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